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Thursday 20 May 2021

Der Parkbank Pinkler Kapitel XXVI:
es geht aufwärts

XXVI.
 
Heute ist ein schöner Tag. Bin früh auf. Frühstück aus Flaschengeld gemacht. Husten über das Essen rüber. Woran sich bloß gewöhnt wird.
 
Das eine kleine Lebensspiel macht manche Tage besser als andere. Jeder Morgen hat eigene Erneuerungspotenzial, selbst nach Abenden schrecklicher Verzweiflung. Er beginnt und endet mit Selbstwertgefühl. Waswertgefühl? Genau. Mittelloser sind nicht gerade Metalllos, und ich bin Alchemist und Entrepreneur. Überlebenskünstlersektor.
 
Seien Sie gewarnt: Während ich hier versuche, die Frage des glücklichen Lebens klarzustellen, auf welcher Straße immer, wie so viele andere Dinge auch, liegt echtes Verständnis allein in der Erfahrung.

Zu Beginn sollte ich eine Missverständnis beheben, das zu dem falschen Schluss führen würde, dass ein glückliches Leben auf dieser einen Straße nicht das ist, was es scheint zu sein. Es stimmt, dass es oft nicht so wäre, wie das auch sei, aber zu glauben gibt es keinen Grund, dass dies nur in Einzelbranchen der Fall ist. Pro Maul habe ich mitten im Sektor von angeblicher Finanzsicherheit, mit Sicherheit, mehr Geheimmelancholiker getroffen. Und überhaupt den größten Teil an Größenwahnsinnige.

Das Irrtum ist zu denken, dass einer aufgegeben hat, sobald man in den Überlebensbereich zieht. Versetzt zu werden heißt nicht in Bestürzung versetzt. Erstens war der Lebensmodus wahrscheinlich schon vor dem sogenannten Misserfolg vorhanden, der zu dieser einen Straße führte. Das Einzige, was sich ändert, sind die vorhandenen Instrumente und die anstehende Aufgabe. Da jemand in seinen unmittelbaren Aufgaben gut wird, bedeutet nicht, dass er aufgegeben hat. Das ist völlig unabhängig davon, ob er sich dafür entscheidet, sich um die Rückkehr von dieser einen Straße zu bemühen.

Nun zu den Aufgaben und der Art und Weise, wie man sich durch die Bewältigung dieser Aufgaben wohl fühlt, also zu dem Geisteszustand, der jeder Situation eine inspirierte Stimmung verleihen kann. Somewhere over the rainbow, kann jeder der Zauberer von Unzen werden.
 
Früher, im Kreis der Anzugsträger, fing ich an, unter ihnen ähnliche Gemeinsamkeiten zu erkennen, die mir auffielen, weil sie meinen eigenen ungemein unähnlich waren. Eines war uns gemeinsam. Nach und nach nahm ich dieses zur Kenntnis, als das, was uns vor der Tür des Glücklichseins setzt, und zwar, dass je weiter sich man von echtem Schaffen befindet, desto mehr wird davon geredet, was man so alles geschafft hat.
 
Es ist nicht zu relativieren. Oder doch. Ich meine, einerseits, verglichen damit, wie und wo ich früher wohnte und ob ich da gehörte, oder mich anpassen konnte mit dem Gefühl, zugehörig zu sein und nicht hörig, bin ich heute frei. Andererseits wird das hörig Sein auch schnell gewöhnlich. Nur weil man es bis ganz oben geschafft hat, hat man sich schon lange nicht befreit. Geschweige denn von Spitze zu Spitze mittels goldenen Fallschirms, jenseits jener Regenbogen, wo Unruhe beherrscht die, die meinen, sie zu beherrschen, wo Sucht und Gier benutzt wird, von denen, die sich von denselben ausnutzen lassen. Wer treibt wird getrieben, cholerisch und giftig.
 
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Wissenschaftler unter Wissenschaftlern, gut bezahlt mit Bedingungen. Das heißt, bereitwillig, beziehungsweise ohne Widerstand zuzulassen, dass das Geschäft über der Wissenschaft steht. Nach Arbeitsvertrag ist Pflichttreue vor allem Geschäftstreue. Ihre Kunst ist bestenfalls zweitrangig. Natürlich sind es ausschließlich Geschäftsinteressen bei Vorstandssitzungen diskutiert. In der Öffentlichkeit geredet wird ausschließlich von der Wissenschaft.
 
Dadurch wird die Berufung Ihrer Kunst beschmutzt von Interessen außerhalb des Bereichs, dem Sie glauben, Ihr Leben gewidmet zu haben. Wie, Sehen Sie. Warum, wissen Sie auch. Die ausstehende Frage ist "zu welchem Ende?", oder ob es ein solches gibt.
 
Man hört, der Weg ist das Ziel. Das kann wunderschön sein, es sei denn, der Weg ist grauenhaft. So oder so, führt es jeden in den Tod. Trotzdem ist es für die Wissenschaft irgendwie tödlicher. Zum Tod geführt zu werden, ohne nach Wissen zu streben, ist für der Wissenschaftler ein Leben von Sterben. Stellen Sie sich vor, wie es sein muss, zu wissen, dass Sie das Wissen der Wissenschaft in die Knechtschaft verkauft haben und, gemäß Ihrer Art, sind Sie stets gequält von der Frage: Zu welchem Ende? Alles um den Nichts willen, der wandernde Weg von ewigen Enden. Das ist kein Weg zum Glück.
 
Zum Glück ist das keineswegs mein Weg. Nicht mehr. Man sieht mich auf dieser einen Straße, nimmt an, ich schaffe ja nichts. Nicht so gekleidet. Nicht so wie die in den Zeitschriften, wo wir anhand ihrer Vertreter aus der Meinungs- oder Staatskunst erfahren, alles, was sie geschafft und noch zu schaffen haben, als gäbe es sonst nichts. Und der Jedermensch mit passender Uniform im Kopf kann fließend Quatsch. Sind sie damit glücklich?

Man hat mich damals für einen Maulwurf gehalten. Die winzigen Details darüber, welche davon wichtig waren und welche nicht, und die Art und Weise, wie sie verwendet wurde, um die Defizite des Status quo zu qualifizieren, machen die Gesamtheit unserer miserablen Existenz aus. Wie eine Kackwurst bei der Einschulungsfeier. Trotzdem, mögen sie in Frieden leben.
 
Relativieren kann man immer. Also gewöhnlich werden kann alles. Aber unabhängig von all dem, wie ich mich fühle, egal wo, ist gute Laune gute Laune. Und heute ist ein schöner Tag.

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